Heli-Pilot und Bergretter erhalten Heroism Award

16.05.2011

Mit Teamwork, Wissen und Erfahrung retteten die Zermatter Daniel Aufdenblatten und Richard Lehner die Leben von drei Alpinisten. Sie führten im Frühling 2010 im Annapurna (Nepal) mit einem Helikopter die höchste je zustande gebrachte Bergrettung aus – auf 7'000 Metern Höhe. Am 8. März 2011 erhielten sie für ihre Leistung den „Oskar“ der Luftfahrt, den Heroism Award in Washington DC.

Der Heroism Award ist die höchste Auszeichnung, die in der Luftfahrt jährlich vergeben wird. Vorgänger der Zermatter war im vergangenen Jahr Captain Sullenberger, der 2009 den flugunfähigen Airbus A-320 mit 150 Passagieren an Bord im Hudson River in New York notwasserte.

Beste Bergretter der Welt

Die Air Zermatt, das Helikopterunternehmen, das bei Zermatt seit 1968 Helikopterflüge unternimmt, geniesst weltweit den Ruf, die schwierigsten Bergrettungen zu leisten. Übung erhalten die Air Zermatt-Piloten und ihre Rettungsspezialisten bei Rund- und Transportflügen, beim Heliskiing, bei Suchaktionen und Rettungen. Weil die Piloten der Air Zermatt diese grosse Erfahrung haben, besteht ein Knowhow-Transfer zwischen Piloten und Bergführern aus Zermatt und ihren Kollegen in Nepal. Sie kommen regelmässig zur Schulung in die Schweiz und werden in Nepal fertig ausgebildet. Mit ihrer Arbeit im Austausch mit Helikopterpiloten anderer Nationen zeigen die Flugpioniere der Air Zermatt, dass zum Bergsteigermekka Zermatt auch ein gut organisiertes Bergrettungswesen gehört. Dazu Daniel Aufdenblatten. „Auch nach über 40 Jahren leistet das gesamte Team der Air Zermatt noch Pionierarbeit.“

Daniel Aufdenblatten und Richard Lehner weilten im April 2010 für eine Rettungsschulung in Nepal. Sie erhielten einen Notruf und eilten Alpinisten zu Hilfe, obwohl bis anhin nicht bekannt war, ob eine Rettung in solchen Höhen überhaupt möglich ist.

Fliegerische Herausforderung

Für die Rettung brauchte es drei Anläufe. Unter anderem musste der Pilot ins Basislager zurückfliegen, weil der am Rettungsseil hängende Richard Lehner während des zehnminütigen Anflugs zur Unglücksstelle an Sauerstoffmangel litt. Auch spielte das Wetter nicht gleich mit. Doch dann klappte es doch noch. Daniel Aufdenblatten: „Als wir uns dem Unfallort näherten, hielt uns ein Verletzter für eine Halluzination – eine wunderbare Erfahrung.“ Und Richard Lehner doppelt nach: „Es ist die grösste Genugtuung, wenn ich als Bergsteiger Menschen aus ihrer lebensbedrohlichen Situation retten kann.“ Die beiden bargen so zwei spanische und einen rumänischen Alpinisten aus ihrem sicheren weissen Grab im Annapurna. Aber auch der Rückflug brauchte Fingerspitzengefühl. Der Helikopter musste mit der zusätzlichen Last der schwerverletzten Alpinisten von 7'000 Metern wieder heil ins Tal hinuntergeflogen werden. „Bis anhin galten Helikopterrettungen in solchen Höhen als unmöglich. Die Rettungsstation Zermatt hat das Gegenteil bewiesen“, fasst Daniel Aufdenblatten die Erfahrung im Annapurna zusammen.
Überglücklich sind die beiden Zermatter, weil sie einmal mehr Menschenleben retten konnten. Und überglücklich halten sie den Preis in Form eines Kristalls in ihren Händen – ein schönes Symbol auch für die Zermatter Bergwelt.

Die beiden Helden Daniel Aufdenblatten und Richard Lehner werden am Donnertag, 10. März von der Gemeinde Zermatt anlässlich ihrer Rückkehr offiziell empfangen.

Fakten und Zahlen

Rettung 29. April 2010
Gerettete Personen  2 Alpinisten aus Spanien 1 Alpinist aus Rumänien
Höhe Basislager 4'200 Meter (13'700 Fuss)
Höhe der Unglücksstelle 7'000 Meter (23'000 Fuss)
Flugdauer zu den Verletzten 10 Minuten
Höhenmeter beim Anflug 2'800 Meter (8'800 Fuss)
Fluggerät Helikopter Ecureuil AS350 B3
Pilot Daniel Aufdenblatten (35), Air Zermatt
Bergretter Richard Lehner (38), Alpin Center Zermatt, Bergführer und Rettungsspezialist